Bagrati Kathedrale

Bagrati Kathedrale ist ein besonderes Baudenkmal Georgiens, welches nach seinem Bau im Jahre 1003 immer wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit stand und die turbulente Geschichte des Landes geteilt hat. 
Auch in der Gegenwart ist Bagrati nicht einfach ein Teil der Geschichte, sondern ein aktuelles Thema. Die Kathedrale ist wie ein lebender Organismus, der sein Aussehen, sowie seine Bedeutung über die Jahrhunderte verändert hat und versuchte, sich an die Zeiten anzupassen.

Der Name  

Die Kathedrale ist der Enschlafung (Himmelfahrt) Mariä geweiht, aber wird Bagrati genannt, nach ihrem Erbauer König Bagrat III.    

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Kurze Einführung

Bagrati Kathedrale steht auf dem Berg Ukimerioni, im zentralen Teil von Kutaisi in der Region Imeretien. Auf diesem Berg stand früher nicht nur eine Kathedrale, sondern der von einer Wehrmauer umgebene Palast der Georgischen Könige. Die Bagrati Kathedrale und der königliche Palast, mit Wehrmauer, Wehrtürmen und anderen Gebäuden bildeten über Jahrhunderte eine Befestigungsanlage  mit einer großen politischen, militärischen und religiösen Bedeutung. Die Bedeutung der Anlage erklärt auch, warum ausgerechnet Bagrati, das erste und häufigste Angriffsziel der Invasoren war und warum die Kathedrale während der Georgisch-Osmanischen Kriege so gelitten hat und letztendlich von den Osmanen auch fast komplett zerstört wurde.

Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Stadt Kutaisi, in der sich die Bagrati Kathedrale befindet, über Jahrhunderte die Hauptstadt Georgiens war, die auch nach dem Zerfall des Landes in verschiedene Königreiche weiterbestand als Hauptstadt Westgeorgiens bzw. der Region Imeretien.

Geschichte der Bagrati Kathedrale im Überblick

Schon im 6. Jhd. stand an der Stelle von Bagrati eine große Basilika, mit 30 Metern Länge und 25 Metern Breite. Diese Basilika wurde während der Georgisch-Persischen Kriege beschädigt und im 7. bis 8. Jhd. wiederaufgebaut.

Am Ende des 10. Jahrhunderts hat es König Bagrat III. geschafft, Georgien (mit Ausnahme von Tbilisi) zu vereinen. Als Symbol der Einheit des Landes hat er eine Kreuzkuppelkirche bauen lassen, die der Entschlafung der hochheiligen Gottesgebärerin geweiht wurde. Laut der Inschrift auf der nördlichen Fassade wurde die Kathedrale im Jahre 1003 fertiggestellt.

Im Jahre 1020 wurden an die Kirche zwei reich dekorierte Eingangsportale auf der südlichen und westlichen Seite angebaut. Diese Portale sind an der heutigen Kathedrale noch gut zu sehen und im südlichen Portal sind auch Fragmente der einstigen Fresken erhalten.  

Nach ihrem Bau wurde die neue grandiose Kathedrale zur Krönungs- und Begräbnisstätte der Georgischen Könige.

Der erste König, der in Bagrati gekrönt wurde, war Giorgi I. (Stifter der Swetizchoweli Kathedrale in Mzcheta, aber nach seinem Tod 1027 war Swetizchoweli noch nicht fertig und man geht davon aus, dass er in der Bagrati Kathedrale beigesetzt wurde.)

Noch im gleichen Jahr, 1027, wurde in der Kathedrale der Sohn von Giorgi I, Bagrat IV. gekrönt.

Später, im Jahre 1072 wurde auch Giorgi II, der Vater von Dawit dem Erbauer hier gekrönt und man geht davon aus, dass auch die Krönung von König Dawit in der Bagrati Kathedrale stattgefunden hat.

1230 hat die Tochter der Königin Tamara ihren Sohn Dawit in der Bagrati Kathedrale krönen lassen.

1360 wurde ein weiterer sehr bedeutender König Georgiens, Bagrat V. in der Kathedrale gekrönt.

In den nächsten Jahrhunderten, auch nachdem Georgien in unterschiedliche Königreiche zerfallen war, wurden in der Kathedrale mehrere Westgeorgische Könige gekrönt.

Untergang der Bagrati Kathedrale

Im Jahre 1453 fiel Konstantinopel und damit der wichtigste christliche Verbündete der Georgier.  Wenige Jahrzehnte darauf, 1510, fielen die Osmanen über die Region Achalziche und den Zekari Pass in Westgeorgien ein und setzten den königlichen Palast, sowie die Kathedrale in Brand. Interessant zu erwähnen ist, dass ein archäologisches Expeditionsteam 2003 die Spuren des Brandes von 1510 im Innenraum der Kathedrale nachweisen konnten.

In den darauffolgenden 17. und 18. Jahrhunderten war Westgeorgien und vor allem die Hauptstadt Kutaisi mit der Bagrati Kathedrale häufig Angriffsziel der Osmanen. Die Lage verschlimmerte sich nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Amasya im Jahre 1555 zwischen dem Persischen und dem Osmanischen Reich, laut welchem Ostgeorgien den Persern und Westgeorgien den Osmanen zugeschlagen wurde.

Am schlimmsten hat es die Kathedrale im Jahre 1691 getroffen. Zu dieser Zeit war die Kathedrale und der königliche Palast in osmanischen Händen und während eines georgischen Versuchs, sie wieder zurückzuerobern, haben die Türken in mehrere Ecken der Kathedrale Sprengstoff verlegt und dieses grandiose Sakralgebäude gesprengt. Das war aber nicht der letzte Kampf um die Kathedrale.

Im Jahre 1770, in der Zeit, als das Osmanisches Reich im Kampf gegen das Russische Imperium kurz vor seiner Niederlage stand, versuchte der ostgeorgische König Irakli II., den Süden des Landes von den Osmanen zu befreien. Er errang dabei mehrere wichtige Siege, vor allem beim Kampf in Atskuri. 
Zu dieser Zeit versuchte auch der westgeorgische König Solomon I. mit Hilfe des russischen Generals, Eduard Totleben, Westgeorgien von den Türken zu befreien. (Totleben hat dem ostgeorgischen König Irakli II. auch „geholfen“)

Der russische General Totleben und der georgische König Solomon haben mehrere Festungen in Westgeorgien eingenommen und belagerten schließlich auch die Festung in Kutaisi, in der die Hauptgarnison der türkischen Truppen stationiert war. Nach einem Monat Belagerung und Beschuss der Anlage mit der Artillerie wurde sie schließlich eingenommen. Man kann sich allerdings vorstellen, wie die Kathedrale und die ganze Anlage nach einem Monat Artillerie-Beschuss ausgesehen haben muss.

Interessant war auch, dass der Georgische König, nach dem Sieg 1770, die zerstörten Burgen und Festungen nicht wieder aufzubaute, sondern alle eingenommenen Anlagen, darunter auch die Ruinen der Festung von Kutaisi abreißen ließ. Der Gedanke dabei war, dass die Türken, falls sie erneut einfallen würden, nicht so schnell Fuß in der Region fassen konnten.

So oder so, war von der Bagrati Kathedrale nach dem Kampf 1770 nur eine gigantische Ruine übrig geblieben und der einstige königliche Palast und die Verteidigungsanlage von Kutaisi waren Geschichte.  

Der König Solomon hat immerhin im südlichen Eingangsportal der Kathedrale (in einem noch einigermaßen erhaltenen Teil) eine Kapelle eingerichtet. In dieser Zeit wurde auch der Glockenturm restauriert und aus der gleichen Zeit müssten die Fresken im südlichen Portal stammen. In dieser kleinen Kirche (teilweise umgebautes Eingangsportal) war bis 1820 der Sitz des Westgeorgischen Erzbischofes eingerichtet, der später, bis die Bolschewiken an die Macht kamen, die Funktion einer kleinen geistlichen Schule hatte.   

Im 19. Jhd. ist die Kathedrale nur knapp dem völligen Abriss entkommen. Im Jahre 1837 reiste der Russische Zar Nikolaus I. durch Georgien und überall auf seiner Reise-Strecke hat man stark beschädigte Kirchen abgerissen und auch Kirchen in gutem Zustand von innen im weiß übermalt, damit der Zar nicht die beschädigten Fresken der Kirchen sehen musste. Man hat die Kirchen quasi „restauriert“.

Der komplette Abriss von Bagrati wurde damals mit 700 Rubel und ca. 2 Wochen Zeit veranschlagt und entweder, weil die Zeit knapp war, oder man das Geld sparen wollte, hat man Bagrati in Ruhe gelassen.

Ab zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fängt eine neue Ära für Bagrati an. Sie wird zwar nicht restauriert, aber ihre grandiosen Ruinen werden nun von zahlreichen Besuchern aus Europa und dem Russischen Reich bewundert.

Im Jahre 1881, während der V. Versammlung des zaristischen Archäologischen Komitees, wurde die Erhaltung der Bagrati Kathedrale einstimmig entschieden.  

In den darauffolgenden Jahren wurde die Gegend rund um die Kathedrale abgeriegelt und bewacht, denn oft wurden jahrhundert-alte Steine der Kathedrale von den Einheimischen für den Bau von Wohnhäusern einfach weggeschleppt.

1911 hat der Erzbischof von Westgeorgien angefangen, in den Ruinen der Kathedrale Liturgien abzuhalten. Daraufhin rückte Bagrati mehr und mehr in das Zentrum der Aufmerksamkeit und man begann, viel über die Kathedrale zu schreiben und über sie Broschüren zu veröffentlichen. Zu dieser Zeit wurde das Baudenkmal auch im Rahmen der damaligen Möglichkeiten konserviert und schon im Jahre 1936 wurden erste archäologische Ausgrabungen an der Kathedrale durchgeführt. Die Menge und Vielfalt der gefundenen Artefakte hat jede Erwartung übertroffen. Es wurden Exponate aus der vorchristlichen und aus der Neuzeit gefunden, darunter Gegenstände aus Gold, Silber, Kupfer und Keramik. Schon damals war klar, dass es an der Bagrati Kathedrale noch viel zu entdecken gab.

1952 hat man unter Führung von Professor Cincadze die Ruinen der Kathedrale zu rekonstruieren begonnen und nach mehrjähriger sorgfältiger Arbeit war Bagrati eine gut aufgebaute und konservierte Ruine, die den grundlegenden Prinzipien der Baudenkmale, wie der Charta von Athen und später der Charta von Venedig entsprach.

Später, zwischen 1992 und 1994, wurde das Eingangsportal auf der westlichen Seite der Kathedrale restauriert, aber die restlichen Teile des Gebäudes blieben unberührt.

Bagrati als Teil des UNESCO Kulturerbes

Als authentisch rekonstruierte und konservierte Ruine wurde die Kathedrale 1994 auf die Liste des UNESCO Kulturerbes aufgenommen.

Im Jahre 2000, symbolisch 1000 Jahre nach dem Bau der Kathedrale, wurden auf dem Gelände von Bagrati wieder umfangreiche archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Neben Archäologen haben auch Bauingenieure und Kunstwissenschaftler an den Arbeiten teilgenommen. Sie haben festgestellt, dass sich sowohl das Fundament als auch die Wände in einem sehr unstabilen Zustand befanden und kamen zur Schlussfolgerung, dass das Denkmal ohne Restaurationsarbeiten einsturzgefährdet ist.

Im Jahr 2009 wurde entschlossen, Bagrati zu restaurieren und dabei der Kathedrale eine Kuppel aufzusetzen.

Die Restaurierung wurde unter Leitung des Architekten Iwane Gremelaschwili aufgenommen, allerdings hat die UNESCO den Bauplan als unauthentisch erklärt und die Arbeiten mussten gestoppt werden. Die Kathedrale kam anschließend auf die Liste des gefährdeten Weltkulturerbes.

Mit der Empfehlung der UNESCO wurde für die Fortführung der Rekonstruktion der italiensiche Architekt Andrea Bruno eingeladen, der im Bereich „Konservierung und Erhaltung von Baudenkmälern“ spezialisiert war. Nach Aussage des italienischen Architekten waren die Reparaturen an der Kathedrale schon so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr viel Handlungsspielraum hatte und die Arbeiten im Großen und Ganzen nach dem ursprünglichen Plan zu Ende geführt wurden. 

Kurze Zeit später, knapp drei Jahre nach Anfang der Restaurierungsarbeit wurde Bagrati vom Georgischen Patriarchen, in Anwesenheit von Präsident Mikheil Saakashvili, wieder eingeweiht. Anschließend haben beide Architekten, Iwane Gremelaschwili, sowie Andrea Bruno Auszeichnungen vom Georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili bekommen.

Die UNESCO erklärte allerdings, dass das Bauwerk durch die Verwendung moderner Baumaterialien und neuzeitlicher Bautechniken irreversibel zerstört worden sei. Vor allem wurde der Einsatz von Stahlbeton in der Hauptkuppel und das Überdecken des alten Steinmaterials durch neue Steinblöcke kritisiert. Als Konsequenz wurde die Bagrati Kathedrale 2017 aus der UNESCO Kulturerbe-Liste gestrichen.

Nichtsdestotrotz bleibt die Kathedrale für die Einheimischen von großer Bedeutung. Nach langer Pause finden dort heutzutage wieder regelmäßig Gottesdienste statt.
Bagrati ist außerdem ein beliebtes Ausflugsziel für georgische und ausländische Touristen.

Letzte archäologische Funde bei Bagrati

Noch kurz bevor man mit der Restaurierung der Kathedrale begonnen hat, haben Archäologen 2009 unterhalb des westlichen Eingangsportal das Grab einer Frau gefunden, mit wertvollem Schmuck, wie Ohrringen, Ketten und Ringen aus Gold und Diamanten. Das Grab wird mit dem 8. bis 9. Jhd. datiert und die Frau müsste entweder eine Königin, oder die Ehefrau eines Adligen gewesen sein.

Die Funde, sowie andere wertvolle Exponate aus Bagrati und den umliegenden Ausgrabungsstätten, sind im Kunst- und Nationalmuseum von Tbilissi ausgestellt.


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