Kirche und Kloster von Kazchi

Die Kirche von Kazchi ist mit ihren architektonischen Besonderheiten ein echtes Meisterstück der Baukunst aus dem späten 10. und frühen 11. Jahrhundert.

Nicht nur die Kirche an sich, sondern das gesamte Kloster von Kazchi, mit seinen künstlerischen Tätigkeiten und einer reichen Bibliothek war ein Kulturzentrum für Westgeorgien.

Die Lage

Das Kloster befindet sich im Westgeorgien in der Region Imeretien, unweit der Stadt Tschiatura

Geschichte des Kazchi Klosters

Das Kloster von Kazchi hat ein sehr umfangreiches und durch schriftliches Dokument gut nachvollziehbare Geschichte.

Der Bau einer architektonisch so aufwendigen Kirche und die Gründung eines großen und vielseitigen Klosters, lässt darauf schließen, dass Kazchi ein wichtiger religiöser und militärisch strategischer Ort war.

Die Besonderheit des Ortes ist darauf zurückzuführen, dass Kazchi ab dem 10. Jhd. im Besitz der Familie Baghwaschi war, die zu den einflussreichsten Fürsten Georgiens gehörten und fast genauso viel Macht hatten, wie die georgische Könige selber.

Kurzer Überblick über die Ereignisse im Georgien des 10. Jahrhunderts

Im 10. Jhd. bestand Georgien noch aus mehreren Königreichen und Fürstentümern. Unterstützt vom Byzanz erweiterten zu dieser Zeit die Fürsten Bagrationis aus dem südgeorgischen Tao-Klardschetien (heute Türkei), ihren Machtbereich und versuchten, das gesamte Land unter ihre Kontrolle zu bekommen. Dabei stießen sie auf heftigen Widerstand von Seiten regionaler Fürsten, die ihren Einflussbereich nicht so gerne aufgeben wollten. Eine der mächtigsten Fürstenfamilien, die Widerstand leistete, waren die Fürsten Baghwaschis, die zwar aus Westgeorgien kamen, aber aus strategischen Gründen ihren Hauptsitz nach Kldekari (heute Region Niederkartlien) verlegt hatten.

König Bagrat, später bekannt als Bagrat III., der erste König des vereinten Georgiens, hat es geschafft, das gesamte Gebiet Georgiens unter seine Kontrolle zu nehmen. Zu dieser Zeit zogen die Baghwaschis wieder zurück nach Westgeorgien und gründeten in Kazchi das Kloster, welches zu ihrer zweiten Residenz und später zur Begräbnisstätte der Familie wurde. Zwar waren die Baghwaschis nach Westgeorgiens gezogen, sie gaben ihren Sitz im Kldekari dabei aber nicht ganz auf und haben in den nächsten Jahrhunderten eine wichtige Rolle für Georgien gespielt, aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Wieder zurück zum Kazchi Kloster

Rati aus der Familie Baghwaschi begann um das Jahr 990 mit dem Bau der Kirche und beendete das Vorhaben zwischen 1010 und 1014, noch zu Lebzeiten des Königs Bagrat III. Auf der südlichen Fassade der Kirche ist noch die Inschrift aus dem frühen 11. Jahrhundert erhalten die lautet: „Heilige Dreifaltigkeit, segne den König von ganz Georgien Bagrat Kuropalati“. Aus der Inschrift erfährt man auch, dass die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (Sameba) geweiht wurde.

Für lange Zeit blieb die Kirche und das Kloster von Kazchi das Familienkloster und die Begräbnisstätte der Baghwaschi Fürsten. Im Kloster sind mehrere bedeutende Figuren der georgischen Geschichte beigesetzt, unter anderem:

1. Rati Baghwaschi (1021) Gründer des Klosters,
2. Enkelsonn von Rati, Liparit IV. Baghwaschi, der für eine gewisse Zeit im 11. Jhd. inoffiziell ganz Georgien regiert hat.
3. König der Region Imeretien und Großfürst von Gurien, Giorgi VI.
4. Großfürst von Argweti (Westgeorgien) Lewan Abaschidze
5. Großfürst von Westgeorgien Dawit Lionidze, der Sohn von Solomon Lionidze, welcher wiederum die rechte Hand des Georgischen Königs Irakli II. war. Solomon hat mit dem König Irakli II. und Fürst Garsewan Chawchawadze zusammen den bekannten Vertrag von „Georgiewski“ ausgearbeitet.

Mächtige Fürsten müssen ihre Residenz aufgeben

Zu Anfang des 12. Jahrhunderts, unter der Regierungszeit von Dawit dem Erbauer, hatten die Fürsten Baghwaschis gegen den König rebelliert und hatten heftige Auseinandersetzungen mit ihm, weshalb den Fürsten das Kloster und die Residenz in Kazchi weggenommen wurde. Ab diesem Zeitpunkt verschwindet das Kloster aus den georgischen Chroniken und taucht erst im 16. Jhd. wieder auf, als Familienkloster des Fürstengeschlechtes Abaschidze. Die Abaschidzes haben das zerfallene Kloster wieder aufgebaut und der Geburt Jesus geweiht.

Restaurierung des Klosters von den Muslimen

Anfang des 19. Jahrhunderts wollten die in der Region lebenden Fürsten Abaschidze das Kazchi Kloster renovieren. Dafür hat es ihnen allerdings an Finanzen gefehlt und sie haben entschlossen, ihre entfernten Verwandten mit dem gleichen Familiennahmen, islamisierte Fürsten aus der Region Atschara um Hilfe zu bitten. Die islamisierten Georgier zögerten nicht lange und schickten die beste Steinmetze Atscharas, die drei Brüder Durmischis. Nach der Restaurierung blieb einer der Brüder, Josef, im Kloster, ließ sich christlich taufen und heiratete die Tochter des Kirchenvorstehers. Seine Nachfahren, die Durmischidzes wohnen immer noch im Westgeorgien.

Das Kloster Kazchi und seine Lehrstätte  

Die Abaschidzes haben im Kloster eine Lehrstätte gegründet, wo unter anderem auch hunderte von Büchern geschrieben und übersetzt wurden. Die Lehreinrichtung und ihre reiche Bibliothek wurden geplündert, noch kurz bevor im Jahre 1924 die Bolschewiken das Kloster geschlossen haben.

In der Sowjetzeit gab es oft Versuche, die Kirche wieder zu öffnen, aber die Mühe blieb erfolglos.

Erst 1990 ist es dem Priester Amiran Modebadze gelungen, die Erlaubnis zur Einweihung der Kirche zu bekommen. Er ist bis heute in Kazchi, als Vorsteher der Kirche und des Klosters (Stand 2023).

2001 wurde die Kirche von der Nachfahrin der Abaschidze Fürsten, Frau Nargiz Abaschidze, restauriert.

Allgemeine Angaben und architektonische Besonderheiten der Kazchi Kirche

Länge 13,5 m. Breite 12 m. Höhe 17,5 m.

Die Kirche besteht aus drei achteckigen Etagen, die sich, wie bei einer Hochzeitstorte, nach oben hin verjüngen. Dabei ist jede Etage von einem Faltdach bedeckt.
Die unterste und breiteste Etage umringt als Galerie die südliche, nördliche und westliche Seite der Kirche, mit jeweils einem Eingang in jede Richtung.

Dadurch gelangt man, wenn man die Kirche betritt, zwar in das Gebäude, aber noch nicht in den zentralen Teil der Kirche, sondern in die Galerie, die als Narthex fungiert und die architektonische Besonderheit der Kirche ausmacht. Die Galerie wurde erst 30 Jahre nach der Fertigstellung der Kirche gebaut, müsste aber schon im ursprünglichen Plan vorgesehen gewesen sein. Die reich dekorierten Fassaden sind in diesem Teil der Kirche am besten erhalten.

Der zentrale, zweite Teil der Kirche hatte eine ebenfalls sehr aufwendige Fassaden-Dekoration, die während der Renovierung 1854 großenteils verloren gegangen ist.

Die breite Kuppel der Kirche hat, genau wie der erste und der zweite Teil der Kirche ein Faltdach, aber mit 12 schmalen Fenstern.

Die Kirche ist von einer Steinmauer umgeben, die 1937 wiederaufgebaut wurde.
Östlich in der Mauer steht der Glockenturm aus dem 16. - 17.Jhd., der gleichzeitig die Funktion eines Eingangsportales hat.

Besonders wertvolle Ikone der Kazchi Kirche

Die Kirche beherbergte zahlreiche wertvolle religiöse Gegenstände, wovon der Wichtigste die Ikone von Jesus mit dem Evangelium und segnender Hand war. Für die Fertigstellung der Ikone ist eine aufwendige kunsthandwerkliche Technik des Zellenschmelzes (Cloisonné) benutzt und ist in einen fein bearbeiteten vergoldeten Silberrahmen eingesetzt.

Diese Ikone wurde im 12. Jhd. gefertigt und der Kirche vom Großfürsten Kakhaber gespendet. Bei Kakhaber handelt es sich um die Person, die mit dem Georgischen Patriarchen zusammen, im 12. Jhd. Königin Tamara gekrönt hat.

Im Jahre 1923, nachdem die Bolschewiken an die Macht kamen, wurde die Kirche geplündert. Dabei ist auch die wertvolle Ikone verschwunden, aber sie wurde nach zwei Jahren wiedergefunden und ist seitdem im Kunstmuseum von Tbilisi ausgestellt.


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